Wir haben es getan! – Atlantiküberquerung als Familie mit Kleinkindern

What a feeling! Wir haben wirklich den Atlantik überquert. Wir sind wirklich in der Karibik. Noch immer sind wir ganz erstaunt, verwundert, stolz, dankbar und perplex. Doch wie war es? Heute werde ich Euch einen Einblick in unser Logbuch gewähren.

Tag 1

Los geht es in die Karibik. <3

Tag 2 – Etmal: 132, Atlanticcrossing: 132, Gesamt: 3.152

Mir geht es in den ersten Tagen nie so dolle. Parasailor setzen bringt mich an meine körperlichen und psychischen Grenzen. Frust. Warum ist das alles so anstrengend? Kevin hat sich beim Ablegen am Ellenbogen verletzt und hat Schmerzen. Nicht cool und nicht schön… 🙁

Tag 3 – Etmal: 126, Atlanticcrossing: 257, Gesamt: 3.279

Kevins Ellenbogen geht es schlechter. Wir müssen etwas gegen die Entzündung machen.

Tag 4 – Etmal: 139, Atlanticcrossing: 396, Gesamt: 3.418

Glitzer-Plankton, so schön! <3 Kevins Ellenbogen geht es dank Ibu etwas besser.

Tag 5 – Etmal: 114, Atlanticcrossing: 510, Gesamt: 3.532

Segelboot ohne AlS ist hinter uns, geht nicht an Funkt. –> Aliara 😉 (Kommentar: Wir sind sowohl den Schlag von Las Palmas nach Mindelo als auch den nach St. Lucia immer “zusammen” mit dem schwedischen Segelboot Aliara gefahren. Wir haben Gunilla und Kent schon in Oeiras kennengelernt. Es war immer schön, sie in unserer Nähe zu haben, wir haben regelmäßig gefunkt.)

Tag 6 – Etmal: 133, Atlanticcrossingg: 643, Gesamt: 3.665

Wieder fliegende Fische und Glitzer-Plankton.

Tag 7 – Etmal: 141, Atlanticcrossing: 784, Gesamt: 3.806

Peter, unsere Windsteueranlage, steuert souverän den ganzen Tag.
Die Kinder machen das ganz toll. Gestern haben wir das erste Mal mit unserem Omnia Brötchen gebacken. Mal schauen, wie sie schmecken. –> Lecker! 🙂
Beim Segel wechseln die Finger stark gequetscht. Glück im Unglück. Ich dachte sie brechen gleich durch.

Tag 8 – Etmal: 140, Atlanticcrossing: 924, Gesamt: 3.946

Delfin-Schule war zu Besuch mit Baby-Delfinen. <3 Zwei Fische am Haken, aber sie haben sich wieder befreit.

Tag 9 – Etmal: 141, Atlanticcrossing: 1.065, Gesamt: 4.087

Halbzeit! 🙂 Bis jetzt hatten wir perfekte Segelbedingungen. Nicht zu viel Welle und Wind. Meinen Fingern und Kevins Ellenbogen geht es wieder besser. Die Tage ziehen dahin. (Kommentar: Zum Bergfest gab es einen besonderen Schinken aus Coruña, den wir extra dafür aufgehoben haben.)

Tag 10 – Etmal: 133, Atlanticcrossing: 1.198, Gesamt: 4.220

Timo schreibt seinen Namen. Erste Meerwasserdusche auf dem Atlantik.(Kommentar: Dank unserem Watermaker hatten wir den Luxus und haben etwa jeden dritten Tag mit Frischwasser geduscht. Eine Meerwasserdusche musste am Flautentag aber sein.)

Tag 11 – Etmal: 133, Atlanticcrossing: 1.331, Gesamt: 4.353

Heute haben wir die Adventskalender geöffnet. 🙂 Delfine! <3

Tag 12 – Etmal: 143, Atlanticcrossing: 1.474, Gesamt: 4.496

Alle 7up-Dosen sind mysteryöserweise leer. (Kommentar: Wir hatten ein paar Steigen 7up-Dosen in einer geschlossenen Backskiste neben anderen Dosen wie Cola und alkoholfreiem Bier gelagert. Beim Auffüllen des Kühlschrankes erblickten wir viel Nass. Wie kann das sein? Alle Dosen sind zu?! Anscheinend waren die 7up-Dosen dünner als die anderen und am Boden haben sind Micro-Risse gebildet, über die sich die 7up verabschiedet hat… heul. An dem Tag hatte ich übrigens die Krise á la “Wah, noch fünf Tage, bis wir da sind! Keine Lust mehr auf Kochen, Spülen, Kinderbespaßung, Segel setzen.”)

Tag 13 – Etmal: 140, Atlanticcrossing: 1.614, Gesamt: 4.636

Kevins Geburtstag! <3 Kevin hat einen fliegenden Fisch an den Kopf bekommen. Heute das erste Mal Regen. (Kommentar: Zu Kevins Ehrentag gab es gegrillte Steaks und Würstchen.)

Tag 14 – Etmal: 135, Atlanticcrossing: 1.749, Gesamt: 4.771

In der Nacht kamen die ersten Squals. Langsam wird die Stimmung schlechter. (Kommentar: Hier hatte Kevin seinen Krisentag á la “Das ist alles so anstrengend! Keine Lust mehr.)

Tag 15 – Etmal: 141, Atlanticcrossing: 1.890, Gesamt: 4.912

Viele Fischschwärme direkt neben dem Boot, total spannend zu schauen. Wir haben einen Gelbflossen-Thunfisch gefangen! Hurra! (Kommentar: Der Fischfang gab noch mal einen großen Schub Motivation. Und er war sooo lecker!)
Der Nikolaus war da. 🙂 (Kommentar: Die Kinder haben sich über Äpfel und Süßes gefreut. Robin hat felsenfest behauptet, dass er den Nikolaus gesehen hat, wie er die Schälchen aufgefüllt hat.)

Tag 16 – Etmal: 137, Atlanticcrossing: 2.027, Gesamt: 5.049

Endspurt! Schöne Mondnacht.

Tag 17 – Etmal: 145, Atlanticcrossing: 2.172, Gesamt: 5.194

Wir haben es geschafft!

Pures Glück! Unser offizielles Ankunftsbild. Für uns gab es Rum Punsch, für die Jungs Fruchtsaft und einen großen Obstkorb inklusive Rum natürlich.

Was im Logbuch nicht steht

Wir hatten unheimliches Glück mit dem Wetter. Wir hatten, außer an drei Tagen, wenig Schwell und wenig Welle, dafür guten Wind, nur an einem Tag Flaute und nur in zwei Nächten Squals. Wir sind unglaublich dankbar und auch demütig. Die Atlantiküberquerung hätte ganz anders sein können bei anderen Bedingungen. So konnten wir den Schlag größtenteils sehr genießen.

Jeden Tag habe ich mir etwas besonderes für die Kinder ausgedacht, damit es ihnen nicht langweilig wird. An einem Tag haben wir Weihnachtsdeko gebastelt, an anderen Tagen gab es Fingerfarbe, Lego, Bücher, Buntstifte, Rätselbücher und und und. Stichwort: Kinderbespaßung. 😉 Das haben wir meistens vormittags gemacht. Nach dem Mittagessen war dann Zeit für “freies Spielen”. Wenn sie tagsüber brav waren, gab es vor dem Einschlafen einen Film. Die Jungs haben die Atlantiküberquerung ganz großartig gemeistert. Erst gegen Ende hat man gemerkt, dass der Bewegungsdrang immer stärker wird. Gerade Timo hat dann öfter auf uns rumgeturnt. Die beiden haben auch andere Wege gefunden, “Sport” zu machen und zu Toben.

Dinge wie Haushalt und Kochen sind auf See anstrengend. Die Crew verlangte drei Mahlzeiten am Tag, meistens brauchte sie auch noch ein paar Zwischen-Snacks. Schälen, schnibbeln, kochen, dabei immer abwechslungsreich, frisch und lecker für alle. Puh, was eine Aufgabe. Und dann wollen die Jungs regelmäßig helfen, was echt schön ist, den ganzen Prozess aber zusätzlich erschwert, wenn Ihr wisst was ich meine… Dann will das Geschirr gespült, die Unordnung aufgeräumt und der Dreck weggefegt werden. Daneben müssen die Kinder auch versorgt werden, das heißt an- und ausziehen und auf die Toilette begleiten. Langeweile, wo bist du?

Wir sind sehr defensiv gefahren. Zum einen mussten wir unsere Kräfte einteilen und konnten nicht bei jeder Windveränderung die Segel optimal anpassen (vor allem Kevin hatte diese Aufgabe), zum anderen war unser Ziel, dass am Boot nichts kaputt geht. Natürlich hätten wir auch einen Tag vorher anlanden können, aber warum? Bei einigen Booten bei der ARC ist vieles kaputt gegangen. Von gebrochenen Rudern und Bäumen, gerissenen Stagen, Fallen und Segeln sowie kaputten Autopiloten und AIS war alles dabei. Wir hatten zum Glück nur Kleinigkeiten, dafür sind wir sehr dankbar. Beim Start von Mindelo meinte übrigens unser Autopilot, dass er noch mal neu starten möchte. So war er nicht kalibriert und lenkte entsprechend, Murphy’s law.

Viele der anderen Segler kamen auf uns zu und betonten, wie beeindruckt sie von unserer Crew und Leistung seien. “You are heros” oder “You should be mother of the year”, haben wir häufig gehört. Das Gros der Familien hatten noch zusätzliche Crew an Bord zur Unterstützung. Oder es sind ausschließlich Erwachsene an Bord. Mit acht Erwachsenen ist eine Atlantiküberquerung etwas völlig anderes. Oder mit älteren Kindern. Uns war gar nicht bewusst, dass unsere Atlantiküberquerung für viele Segler so bewundernswert ist. Feuchte-Augen-Alarm. Neben uns waren übrigens nur noch zwei andere Familien mit Kleinkindern ohne Unterstützung bei der ARC+ dabei, beides auch Deutsche. (Seltsam, oder?) Es waren unsere Freunde von der Wolo und der Cape Town.

Das war unsere Atlantiküberquerung. Mein Highlight jeden Tag um 12 Uhr: Etmal notieren und schauen, wo befreundete Boote sind.

Key-Facts unserer Atlantiküberquerung

  • Gesegelte Meilen: 2.172 sm
  • Benötigte Zeit: 16 Tage, 7 Minuten, 35 Sekunden
  • Davon unter Motor: 1 Tag, 30 Minuten, 10 Sekunden
  • Gebackene Brote: 3
  • Liter selbst gemachter Joghurt: 3
  • Geöffnete Adventskalendertüren: 28
  • Fliegende Fische auf dem Deck: 54
  • Gerettete fliegende Fisch: 6
  • Fliegende Fische, die an den Kopf geflogen sind: 1
  • Geangelte Fische (Gelbflossen-Thunfisch): 1
  • Fische, die sich wieder von der Angel losgerissen haben: 2
  • Gefaltete Papierboote: 132
  • Gelesene Bücher: 254
  • Gespültes Geschirr: Zu viel
  • Benutzte Mulltüten: 6
  • Verbrauchtes Wasser: ca. 300 Liter
  • Gegessene 250g-Tafeln Schokolade (von Kevin): 12
  • Gehörte Hörbücher (von Christina): 4
  • Gefeierte Geburtstage: 1
  • Verbrauchte Eier: 72
  • Squals: 8

15 Gedanken zu „Wir haben es getan! – Atlantiküberquerung als Familie mit Kleinkindern

  1. Ich gebe zu, davon getraeumt habe ich schon, den Traum in die Tat umgesetzt aber nie. Mein laengster Toern ausser Landsicht war einmal auf einem Ueberfuehrungstoern von Gran Canaria nach Mallorca die Strecke von Funchal auf Madeira bis zur Strasse von Gibralter: insgesamt 7 Tage ohne Landsicht.

    1. Es ist nie zu spät! 🙂

      Wir müssen zugeben, dass uns die „langen“ Schläge nicht besonders reizen. Sie sind Mittel zum Zweck. Viel schöner sind für uns Insel-Hopping oder Küstensegeln.

      Liebe Grüße
      Christina und ihre drei Männer

      1. Mir haben sowohl die laenegeren Ueberfuehrungstoers als auch das “Inselhopping” in der “daenischen Suedsee” immer gefallen.
        Mast- und Schotbruch, und immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel,
        Pit
        P.S. apropos “es ist nie zu spaet”: nachdem in nun fast 73 bin und in den USA lebe, wird es mit der Atlantikueberquerung per Segelboot wohl nichts mehr werden. Aber dem trauere ich auch gar nicht nach. Vielleicht klappt ja hier an der texanischen Golfkueste mal ein Chartertoern.

  2. Toll wie ihr das gemeistert habt! Habe die Überfahrt im Internet verfolgt und nie den Unterschied zwischen Berufsleben (meins) und eurem Abenteuer verstanden. Es ist wirklich krass!
    Eine Frage zu den “Facts”: wie lief es mit den begrenzten Ressourcen? Diesel und Akkupower? Gabs da brenzlige Situationen?
    LG Martin

    1. Vielen Dank, lieber Martin. 🙂
      Mit unseren begrenzten Ressourcen gab es zum Glück nie brenzlige Situationen. Wir hatten nach der Überquerung noch zwei volle 20 Liter-Kanister Diesel (haben insgesamt vier, zwei haben wir unterwegs getankt) plus mindestens 150 Liter im Tank. Wasser: Mindestens 30 Liter Trinkwasser in Flaschen plus mindestens 160 Liter im Tank. Wenn wir den Autopiloten und Radar laufen hatten, mussten wir nachts ca. eine Stunde den Motor zum Batterien laden nutzen. Unsere Solarzellen und der Windgenerator machen einen guten Job. 🙂 Alles in allem war also noch viel Puffer.

      Liebe Grüße
      Christina und ihre drei Männer

      1. Und dank dem tollen Sterling Laderegler, den wir zusammen eingebaut haben, lief der Motor nur kurz zum Laden! In Situation wo wir viel Radar nutzen war das echt gut! Danke nochmal für deine Hilfe beim Einbau damals!!!

        LG Kevin

    1. Drücke Euch die Daumen. 🙂 Die älteren Kids können Euch dann sicher ein wenig helfen.

      Liebe Grüße
      Christina und ihre drei Männer

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