Wie sage ich es bloß meinen Eltern?

Unser Plan stand, die Segelyacht war gekauft, den Namen und den Abfahrtsmonat haben wir festgelegt… doch wie sage ich es bloß meiner Familie??? Wir haben Ostern als Zeitpunkt zum “Outing” auserkoren, da wir an zwei Tagen hintereinander unsere Familien komplett sehen. Die Verwandtschaft hat dann Zeit, sich mit dem Gedanken anzufreunden und den Schock zu verarbeiten.

Um es vorneweg zu sagen: Die Reaktionen waren doch sehr unterschiedlich. Denn ganz ehrlich, man wünscht sich tief im Herzen, dass sich mitgefreut wird. Irgendwie wussten wir, dass das nicht so sein wird, aber trotzdem. Viele Fragen, Ängste und Sorgen kamen auch erst Tage später. Aber nun zum skizzenhaften, leicht überspitzen Ablauf. (Liebe Familie, bitte nehmt das jetzt nicht zu ernst… am Besten lest ihr es gar nicht. 😉 )

Zuerst waren wir bei Kevins Familie. Nach dem Essen haben wir dann schlicht gesagt, dass wir Neuigkeiten hätten… nein, kein weiterer Nachwuchs. 😀 “Wir möchten eine längere Reise machen… mit dem Segelboot… in einem Jahr geht es los. Wir wollen die Zeit zusammen genießen und verbringen und die Welt entdecken. Die Zeit zusammen ist so kostbar.” Betretenes Schweigen. “Wie lange denn? Ein Jahr? Und wohin?” Schweigen unsererseits. “Hmm, *räusper*, also bis die Kids in die Schule kommen, als Maximal-Zeitraum. Bis Australien eventuell.” Wieder Schweigen. Wir dann schnell: “Aber ihr könnt uns ja besuchen kommen! Das Boot ist groß genug für Besuch.” Entsetzte Gesichter. “Ihr habt schon ein Boot? Es steht also fest??? Dann sehen wir uns gar nicht mehr? Wir sind entsetzt!” 

Am nächsten Tag waren wir bei meiner Familie. Nach dem Essen haben wir auch hier dann schlicht gesagt, dass wir Neuigkeiten hätten… nein, kein weiterer Nachwuchs!!! “Wir möchten eine längere Reise machen… mit dem Segelboot… in einem Jahr geht es los. Wir wollen die Zeit zusammen genießen und verbringen und die Welt entdecken. Die Zeit zusammen ist so kostbar.” Betretenes Schweigen. “Wer hatte denn diese Schnapsidee?!” Schweigen unsererseits. “Naja, wir zusammen. Wir träumen schon lange…” “Also das ist doch totaler Quatsch! Da habt ihr keine Spülmaschine, ihr habt keinen Platz, das ist total gefährlich, das wird euch sicher schnell langweilig. Ihr habt doch so eine schöne Wohnung!”

Natürlich gab es auch vereinzelt positive Reaktionen. 😉

Die Verwandtschaft hat sich dann aber, verständlicher weise, auch ein wenig gegenseitig hochgeschaukelt. Wir haben uns vor dem Outing vorgenommen, die Ängste und Sorgen ernst zu nehmen und jede Frage, kommt sie uns noch so trivial vor, zu beantworten. In einigen Gesprächen ging es dann um Piraterie, medizinische Versorgung, Finanzen, Sicherheit, Bindung, kindgerechte Betreuung und und und. Ich glaube, wir konnten unseren Familien einige Ängste  nehmen.

Es ist in jedem Fall ein längerer Prozess mit Aufs und Abs  und ich finde es wichtig, die Lieben so weit es geht einzubeziehen. Wir erzählen ihnen regelmäßig von unseren Reisevorbereitungen und -fortschritten und versuchen ihnen weiter zu erklären, was unsere Beweggründe sind. Wir freuen uns schon sehr, wenn sie uns besuchen und ein Stück an unserer Reise teilhaben werden. Denn die Reise ist kein Abwenden von unserer Familie. Es ist ein “Wir folgen unserem Herzen”, und da möchten wir unsere Familie gerne mitnehmen.

 

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