Am Montag war es soweit: Unsere Serenity sollte wirklich aus dem Wasser kommen. Für uns Neueigner war das mehr als aufregend! Wird alles gut gehen? Wie wird das Boot “untenrum” aussehen? Wird es böse Überraschungen geben?
Ich und die Jungs haben Kevin also an den Hafen gebracht und sind dann weiter zur Werft gefahren um das Kranen auch mitzuerleben. Nach kurzer Wartezeit kam er zusammen mit Thomas, der uns das Boot verkauft hatte, angefahren. In der Werft der “Ports de Lorient” kranen sie täglich Boote aus dem Wasser und wieder rein. Trotzdem war eine Art Anspannung da. Schließlich haben sie da unser Zuhause in den Kran-Händen, das soll bitte bitte heile bleiben.
Kranen ist ja so spannend… Da ist sie oben! Außer ein paar Muscheln und Dreck ist nichts zu sehen, puh!
Alles ging gut und Serenity blieb heil. Natürlich. Kleines Wissens-Quiz zwischendurch 😉 : Woher weiß die Kran-Frau, wo sie die Schlaufen vom Kran setzen muss? Intuition? Glück? Bei allen Booten gleich? Nein! Am Boot sind Markierungen, denn je nach Bootstyp, -größe und -klasse ist der Schwerpunkt unterschiedlich. Jedenfalls sah Serenity im Unterwasser-Bereich, abgesehen von Dreck und ein paar Muscheln, super aus. In der Werft-Woche hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter. Außer am Montag blieb die restliche Woche trocken und die Sonne kam häufig raus. Diese hatte für April schon richtig Kraft, der Wind war aber eisig.
Da ich in der Zeit vor allem die Kinderbetreuung übernommen habe, kam mir das gute Wetter nur recht. Jeder, der Kinder hat weiß, dass es draußen einfach am Entspanntesten und Schönsten für alle Beteiligten ist. Regentage mit Kindern sind einfach bäh! Die Jungs und ich haben die Strände in Lamor-Plage, wo unsere Ferienwohnung war, unsicher gemacht und das typisch bretonische Klima genossen.
Strandbuddeln wird nie langweilig… und das Meer auch nicht… egal, wie kalt es ist, die Jungs mussten rein, brrr.
Serenity wurde in der Zeit sauber gemacht und Antifouling kam dran. Antifouling ist eine Art giftige Farbe, damit sich keine Pflanzen und Tiere am Boot unter Wasser ansiedeln. Dadurch wird das Boot nämlich schwerfälliger und langsamer und es geht mit der Zeit kaputt. Das Antifouling muss man etwa jährlich erneuern. Je nach Segelgebiet ist die Zusammensetzung auch unterschiedlich. Kevin hat dann noch poliert und gewienert. Unser Boot blitzt und strahlt ohne Ende.
Dann war der Winschen-Service dran. Was ist eine Winsch? Von Wikipedia: Eine Winsch (englisch winch: „Winde“) ist eine vor allem in der Schifffahrt gebräuchliche Seilwinde zur Übertragung größerer Zugkräfte. Wir haben vier Stück, drei davon sind auch elektrisch bedienbar. Als Familien-Crew, beziehungsweise zwei Einhandsegler, ist das nicht unwichtig. Kevin hat die Winschen auseinander gebaut, gereinigt, gefettet, geölt und dann wieder zusammengesetzt. Ihr glaubt gar nicht, was ein bisschen Liebe und Pflege für einen Unterschied im Gebrauch machen. Die Winschen drehen jetzt wieder richtig geschmeidig. Gut gemacht, Kevin!
Kevin ist jetzt zertifizierter Winschen-Beauftragter. So sieht eine Winsch von innen aus. Alles schön sauber machen, neu fetten und ölen. Und dann Stück.. für Stück wieder zusammensetzten. Wie neu!
Und, was ging denn nun schief? Erinnert Ihr Euch an das Antifouling? Ich habe mich immer gefragt, wie denn die Flächen gestrichen werden, auf dem das Boot auf den Stützen und am Boden liegt. Die Lösung ist ziemlich simpel. Wenn das Boot wieder ins Wasser gekrant wird, bleibt es kurze Zeit oben, der Eigner reinigt und streicht dann die fehlenden Flächen und anschließend kommt das Boot schick in Wasser. Antifouling trocknet nämlich auch unter Wasser.
In unserem Fall versicherte uns das Team von Atlantic Yachting, die unser Antifouling übernommen hatte, dass sie sich darum am Krantermin am Freitag kümmern werden. Comme ci comme ça. Natürlich kam keiner. Kevin hat es geahnt und hat geistesgegenwärtig Sprüh-Antifouling in grau gekauft. Das grau stellte sich allerdings als hellgrau heraus und zum Reinigen war auch nichts griffbereit. Naja, besser als nichts. Jetzt haben wir vier schöne hellgraue Flecken am Rumpf und unter dem Kiel. Die sieht man zum Glück nur beim Tauchen. Beim nächsten Mal kümmern wir uns dann komplett ums Antifouling.
Kevin sprüht noch schnell Antifouling. Vier schöne hellgraue Flecken an den Stützstellen und unter dem Kiel.
Nach so einer anstrengenden Woche, wurde es Zeit für eine Belohnung. Da wir nicht Urlaub machen, sondern auf Reisen sind und das Budget zusammengehalten werden muss, erlaubt die Finanzministerin nur einen Restaurantbesuch pro Woche. 😉 Die Kinder und wir lieben Moules-frites. Es ging es an den Port de Kernevel zur bewährten Hafen-Kneipe Le tour du Monde. Sehr netter kinderfreundlicher Service, kühler Cidre, knusprige Frites und leckere Muscheln… unser Favorit ist der Klassiker “a la marinière”, gegart in einem Weißweinsud. Santé!
