Wie bereits im letzten Blogpost angedeutet, wird es für uns nächste Woche (wahrscheinlich am Mittwoch) nach Rabat gehen, die Hauptstadt und einer der drei sicheren Häfen Marokkos. Somit verlassen wir (vorerst? 😉 ) Europa… doch Lissabon hat uns einen furiosen Abschied geschenkt. Porto war mehr ein “lovely town”, mit Charme, dominiert durch den Douro. Lissabon ist glamouröser, imposanter und charakteristischer.
Lissabon, du hast unser Herz gestohlen
Zusammen mit Kevins Eltern haben wir uns in den klassischen Touri-Bus gesetzt. Wir waren sehr davon beeindruckt, wie abwechslungsreich Lissabon ist. Am 1. November 1755 hatte nämlich ein gewaltiges Erdbeben, verbunden mit Großbränden (da damals mit Feuer beleuchtet wurde) und ein folgender Tsunami fast die komplette Stadt zerstört. Etwa ein drittel der Bevölkerung kam dabei ums Leben. Eine absolute Katastrophe. Und das an dem Feiertag Allerheiligen. Viele Portugiesen kamen in der Kirche ums Leben, was eine große Glaubenskrise ausgelöst hatte.
Der Marquês de Pombal, der damalige Premierminister, baute die Stadt systematisch wieder auf. So haben Steinmetze das erste Mal nach einer Vorlage immer gleiche Steinblöcke gehauen. Die ersten Fertighäuser sind quasi entstanden. Ähnlich wie in Mannheim ist das Stadtzentrum sehr quadratisch angelegt.
Hier erkennt man gut den Fertighaus-Stil. Blick zum “Praça do Comércio”. Menschenmassen. Der “Praça do Comércio”. Diese Mosaike, einfach beeindruckend…
Das Bairro Alto, zu deutsch die Oberstadt, ist das Keipen- und Ausgehviertel in Lissabon. Wir konnten es zwar nur am Tag bewundern (die Jungs hätten nicht so Spaß am Fado und Ginjinha trinken gehabt…), aber das hat uns auch sehr gefallen. Wir sind in jedem Fall sehr verliebt in diesen Teil von Portugal.
Die riesige Jesus-Statue am Tajo hat übrigens ein Erzbischof von Lissabon von 1949 bis 1959 bauen lassen. Er gelobte, die besagte Statue zu bauen, wenn Portugal sich aus dem Zweiten Weltkrieg raushalten würde. Zack, da steht die siebthöchste Christus-Statue der Welt.
Seht Euch nur diese Mosaike an! Fantastische Kunst, Bauzaun und Natur in einem Blick. Typisch Portugal. Angeblich der schönste Aussichtspunkt in Lissabon. 110 Meter hohe Jesus-Statue und die Hängebrücke… Wundervolle Straßenkunst… Bairro Alto. Ein fantastisches Restaurant neben einer Ruine. Schwimmender Bus vor Hängebrücke und der Jesus-Statue…
Pastel de Nata – eine Ode an das Eigelb
Als ich mich mit einem Portugiesen darüber unterhalten hatte, dass mir die Pastel de Nata, das portugiesische Nationalgebäck, viel zu süß seien, meinte er nur trocken: “Ein Portugiese würde nie sagen, dass ihm etwas zu süß ist. Das gibt es nicht.” Warum stehen die Portugiesen so auf Eigelb? Die Antwort ist sehr simpel. Eiweiß wurde früher genutzt um Wein zu klären und Wäsche zu stärken. Das Eigelb blieb übrig. Also wurden daraus zusammen mit Zucker Leckereien und vor allem Füllungen gemacht. Eigentlich ein Abfallprodukt, dass nun das Hauptprodukt ist.
Ich gab dem Pastel de Nata noch eine Chance… Hier in der Pasteis de Belem soll es nämlich die Besten in ganz Portugal geben. Sechs warme Stücke in einer Packung. Und ja, sie waren wirklich sehr lecker! Knuspriger eher herzhafter Blätterteig… warme, nicht zu süße, cremige Füllung… und ein Hauch von Zimt.
Die Portugiesen – was uns überrascht hat
- Portugal ist der größte Kork-Produzent der Welt! Das Land hat etwa 50 Prozent des Weltmarktanteils… Hand hoch, wer das wusste.
- Hier gibt es die hübschesten Müllfrauen, die man sich nur vorstellen kann. Sprich: Es gibt nicht so sehr die “typischen” Männer- und Frauenberufe, oder eine Gender-Denke. Meistens grillen auch die Damen in den Restaurants…
- Die Portugiesen sind kinderfreundlich, kennen aber keine Grenzen. Unsere Jungs wurden sehr oft angefasst, was ihnen nicht gefällt. Timo motzt meistens nur, Robin haut auch mal zu.
- Egal ob junger Surfer-Boy oder alte Fischer-Frau: Fast jeder ist hier tätowiert. Meistens in schwarz, oft die Namen der Kinder, Sprüche oder nautische Symbole.
- Es gibt sehr viele übergewichtige Menschen und es gibt sehr viele sportliche Menschen hier.
- Egal wie jemand aussieht oder was er anhat: Es wird selten geschaut. Das finde ich sehr befreiend und schön. Das Körperbild ist einfach ein anderes.
- Viele Portugiesen sprechen sehr gut englisch, auch wenn sie es nicht zugeben und immer nur sagen “just a little”. Filme werden hier nämlich nicht synchronisiert, sie werden englisch gezeigt mit portugiesischen Untertitel. Einige sprechen dann auch noch fließend französisch, spanisch sowieso und deutsch ein wenig, absolute Sprach-Talente.
- Am Strand werden keine Ananas oder Kokosnuss verkauft. “Bolinjas!”, rufen die Verkäufer. Es gibt Bolas de Berlim.
- Die Sangria in Portugal besteht aus: Portwein, Wodka, Whiskey, Sekt, einem Spritzer Saft und frischen Früchten zur Abrundung. Ja. Sehr lecker und sehr gefährlich.
Time to say good bye…
Portugal hat uns neben Porto vor allem ab Nazaré sehr gut gefallen und die Algarve-Küste ist sicher auch schön. Aber uns reizt die völlig andere Kultur in Marokko, wir haben nun mal das Endecker-Gen in uns. Es wird seltsam werden, wenn wir irgendwann nicht mehr die europäische Küste sehen. Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich eine andere… Ihr wisst ja. Drückt uns die Daumen für ein gutes Wetterfenster. 🙂
Ein Gedanke zu „Lissabon, ein schöner Abschied – Portugal Finale“
Es war sehr schön, Euch zu sehen! Wir haben Euch gerade noch erwischt, bevor ihr Europa verlässt ?