Gehen Sie zurück auf Los, ziehen Sie keine 4.000 Euro ein – oder: show must go on

Lange war es ruhig hier, viel ist passiert. In den letzten Wochen gab es viele Hochs und Tiefs, Aufs und Abs der Gefühle. Schweren Herzens haben wir uns letztendlich dazu entschlossen, Serenity nach IJmuiden verschiffen zu lassen. Das hat nicht nur unsere Gemüter sehr strapaziert – zusätzlich zum Corona-Blues –, sondern auch unsere Segelkasse ordentlich gebeutelt. Natürlich hätten wir unsere Reise auch irgendwie in der Karibik fortsetzen können, aber wir wollen entspannt reisen und nicht erzwungen. Monatelang mit den Jungs in einer Marina oder vor Anker auf dem Boot festzuhängen, konnten wir uns einfach nicht vorstellen… oder eher gesagt: die Vorstellung war Horror! Wir wollen reisen, wir wollen entdecken, wir wollen erleben. Wären nur Kevin und ich auf Reisen gewesen, hätten wir wahrscheinlich “abgewettert”.

Safety first – ab in die Berge

Es mag vielleicht lustig klingen, aber wir sind eher die vorsichtigen Typen, die auf Sicherheit setzen (jaja, das sagen die, die mit ihren damals dreijährigen Zwillingen alleine den Atlantik in einem Segelboot überquert haben). Auch in den Bergen war uns immer wichtig, gesund nach unten zu kommen und nicht um jeden Preis den Gipfel zu erreichen. Bisher sind wir so immer gut gefahren. 🙂 Die Wahrscheinlichkeit, eine entspannte, möglichst unbeschwerte Langfahrt-Reise zu haben, ist in der jetzigen turbulenten Zeit in Europa einfach höher als in der Karibik. Und Serenity ist in Europa auch sicherer, als in der Karibik. Wir halten uns also an Aristoteles: Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. Statt eine weitere Saison in der Karibik gibt es also dieses Jahr die Corona-Pause mit Reisen in den deutschen Bergen. Und wir müssen sagen: Wir haben die Berge und auch die kalte Luft im Gesicht so was von vermisst!

Nachdem wir zwei Wochen bei den lieben Freunden untergekommen waren, hatten wir das große Glück in einem leer stehenden Haus der Familie meiner Schwägerin im Allgäu wohnen zu dürfen. Näher zu den Bergen wollten wir eh “nach” der Langfahrt-Reise hinziehen… so konnten wir uns in Ruhe was Eigenes suchen. Dank Corona ein wenig früher. Jetzt haben wir einen vorläufigen neuen Stützpunkt nah der Berge. Bei jeder Gelegenheit waren und sind wir in den Bergen unterwegs, per Zelt, auf Berghütten oder als Tages-Trip. Das genießen wir alle. Wir genießen die Auswahl im Supermarkt, die Zoobesuche, die neue Normalität in Deutschland. Aber wir vermissen unser Boot und unser Langfahrt-Leben.

In Holland ist es auch schön?

Lange lange habe vor allem ich mit der Entscheidung sehr gehadert, Serenity nach IJmuiden verschiffen zu lassen. Ist doch Serenity jetzt noch weiter nördlich, als zu unserem Start. Hätten wir unser Boot nicht gleich ins Mittelmeer verschiffen sollen? Zusätzlich kam dazu, dass mein fast neues Ölzeug, Kevins Ölhose und ein paar Kleinigkeiten geklaut wurden. Als ich das erfahren hatte, habe ich den ganzen Tag geweint, habe mich furchtbar reingesteigert, mich tagelang gefragt, warum ich es nicht mit nach Deutschland genommen habe und war wirklich untröstlich. Ich war sauer auf Kevin, sauer auf die Welt, sauer auf alles. Jetzt habe ich neues (natürlich viel schöneres) Ölzeug und (fast) alles ist wieder gut.

Und auch wenn es sicherlich schön ist, in Deutschland, Holland oder Belgien zu segeln. Ich habe darauf einfach keine Lust. Für mich bedeutet Segeln mit Kindern vor Anker zu liegen, ins Wasser zu hüpfen, neue Kulturen entdecken. Andererseits denke ich mir auch manchmal, dass es schon schön wäre, jetzt wieder aufs Boot zu ziehen… hach, Corona-Blues. Es bleiben wohl weiter Hochs und Tiefs, Aufs und Abs. Uns geht es gut, dem Boot geht es gut, wir machen schöne Dinge. Also alles richtig gemacht. Wie geht es also weiter?

Kevin darf überführen

Kevin ist heute zu unserem lieben Boot geflogen und wird sie mit Freunden in Etappen in den Süden überführen. Wie weit es wird, bleibt von Wetter und Corona abzuwarten. Show must go on.

4 Gedanken zu „Gehen Sie zurück auf Los, ziehen Sie keine 4.000 Euro ein – oder: show must go on

  1. Also wenn es Euch nur um die “kalte Luft im Gesicht” geht, so kann man auch wunderbar auf einem Segelboot haben… wir sprechen da aus Erfahrung ;-). Ist aber schön zu lesen, dass Ihr euch anscheinend gut wieder eingefunden habt und mit eurer Entscheidung glücklich seid. Das ist (neben Gesundheit natürlich) die Hauptsache!
    Vielen Dank auch für Deinen lieben Kommentar bei uns. Inzwischen findest Du dort eine Kurzantwort. Bei Interesse natürlich gerne auf direkten Kanälen mehr.
    Liebe Grüße aus Valdivia,
    Micha (SY Samai)

    1. Haha, ja die Erfahrung mit dem kalten Wind hatten wir in Europa natürlich auch. 😉 Wir machen das beste aus der Situation, auch wenn unsere ursprünglichen Pläne ganz schön umgeschmissen wurden. Das Angebot nehme ich gerne an und werde dir eine E-Mail schreiben, habe tatsächlich da noch einige Fragen…
      Liebe Grüße aus dem sommerlichen Deutschland
      Christina

  2. Corinna hat Viele ausgebremst und vieles zum Erliegen gebracht. Hoffen wir, dass der Spuk bald vorbei ist und ihr bald wieder mehr entdecken dürft. Ich drücke euch die Daumen ⛵🌞🏊

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