Seit knapp einer Woche sind wir hier, im fantastischen Spanien, oder besser gesagt in Galizien. Was soll ich sagen? Die Strände sind weiß, seicht und weich. Die Landschaft ist geprägt von grünen Wälder und bergigen Steilküsten. Die Luft ist erfüllt von (meistens) leckeren Essensgerüchen. Die Menschen sind sehr herzlich und kinderfreundlich. Und ein Bier oder ein Glas Wein kosten hier nur zwei Euro. Das Eis ist auch deutlich günstiger als in Frankreich, es kostet etwa die Hälfte. Kurz: Wir sind im Paradies! 🙂
Cedeira – das Fischerdorf mit Charme
Wir sind letzten Montag relativ spontan Cedeira nach der Biskaya-Überquerung angelaufen, da der Wind günstig stand. Eigentlich wollten wir nur ein oder zwei Nächte zum Erholen bleiben. Es hat uns aber so gut gefallen, dass wir bis Samstag geblieben sind. Unser neues Motto ist nämlich: Wenn es Dir gefällt, bleibe. 🙂

Das Klima ist in Galizien deutlich milder und auch „südlicher“ als in der Bretagne, das hätten wir so gar nicht erwartet. Es waren doch nur 315 Seemeilen… auch ist die Mentalität eine ganz andere. Die Galizier sind laut, entspannt und gesellig. Zumindest ab 17 Uhr. Ab da tauchen sie nämlich nach ihrer Siesta plötzlich in Scharen auf. Auf den Plätzen sitzen die Seniorinnen und Senioren auf den Bänken und tratschen. Auf den Spielplätzen scharen sich die Familien mit Kindern. Was uns direkt aufgefallen ist: Es gibt hier sehr viele Kinder. Und jeder freut sich, wenn er Kinder sieht. An jeder Ecke und an zentralen Plätzen sind Spielplätze. Viele Väter sind mit ihren Kindern unterwegs und die Eltern scheinen im Durchschnitt jünger als in Deutschland zu sein. Keiner stört sich, wenn Fußball gespielt oder getobt wird. Unsere Jungs haben immer mal was geschenkt bekommen. Kinder gehören dazu und sind sogar erwünscht. Einfach schön.
In Cedeira haben wir in der seichten Bucht geankert und sind mit dem Dinghi direkt zum Strand gefahren. Zumindest wenn Hochwasser war. Anderenfalls musste man nämlich einen Kilometer laufen. War auch nicht schlimm. Auf dem Programm standen Erholung, Strand, leckeres Essen, leckerer Kaffee und Unmengen an Eis. Der Supermarkt ist auch anders als in Frankreich sortiert und die Proviantierung wurde wieder erweitert. Jemand muss mich aufhalten. 🙂

La Coruña – die pulsierende Szenestadt
Samstag sollte es ab acht Uhr in etwa 30 Seemeilen nach La Coruña gehen, der Haupt- Anlaufstadt nach einer Biskaya-Überquerung. Sollte… denn wir haben verschlafen. 🙁 Es ging dann um 9:15 Uhr los. Zeitlich also kein Problem. Was allerdings ein Problem war, war unsere daraus resultierende Unentspanntheit. Und dementsprechend waren auch die Kinder unentspannt. Obwohl die Segelbedingungen gut waren, war es für uns alle irgendwie kein schöner Schlag. Lessons learned: halte Dich mehr an Deinen Bootsnamen.
Am Nachmittag sind wir jedenfalls angekommen und nach einem leckeren Eis ging es uns allen wieder gut. Direkt an der Marina Real (gute Preise, mieses W-Lan) mit ominösen Schwell sind zwei große Spielplätze, die Altstadt, die Neustadt sowie ein großer Supermarkt und Markt sind fußläufig. Was uns schockiert: Es gibt hier keinen vernünftigen Bootsbedarfsladen, und das in dem La Coruña! Dem Segel-Mekka nach der Biskaya-Überquerung! Und täglich läuft ein anderes Kreuzfahrtschiff ein. Nun gut.
Impressionen von La Coruña bei Nacht. Perle in der Altstadt. Typische galizische Fassaden.
Herkulesturm oder Torre de Hércules – der älteste Leuchtturm der Welt
Ein Must-Do in La Coruña ist definitiv der Besuch des Torre de Hércules, dem Wahrzeichen der Stadt. Der Turm misst 55 Meter und wir haben ihn mit jeweils einem Kind auf dem Arm (!) mittels 242 Stufen (!) erklommen. Fitness-Programm erledigt. Der Herkulesturm wurde in seiner ursprünglichen Form um das Jahr 110 von den Römern erbaut und dann Ende des 18. Jahrhunderts von den Spaniern restauriert. Er ist der älteste intakte Leuchtturm der Welt und wurde 2009 zum UNESCO-Welterbe ernannt. (Für die Segler: Kennung ist Fl (4) 20 s, 360°, range 23 nm, height 49 m, elevation 106 m 😉 )
Der Aufstieg beginnt. Ticket kaufen nicht vergessen. Fast da. Posen. Aussicht von oben #1. Aussicht von oben #2. Aussicht von unten. Wo bin ich? 🙂
Schinken-Himmel in der Jamoneria
Ein “das muss ich gegessen haben, bevor ist sterbe” ist der Schinken in der Jamoneria – La Leonesa. Schon in Lorient wurden wir quasi dazu gedrängt, ja diesen Laden zu besuchen. Es gibt Franzosen, die nur wegen diesen Schinken die Biskaya überqueren um dann einen Tag später wieder zurück zu segeln. Also haben wir diese Perle in der Altstadt gesucht – ein kulinarischer Glücksmoment. Natürlich haben wir unsere Proviantierung wieder erweitert, diesmal war aber Kevin schuld. 🙂 Eingeschweißt halten Chorizo und Jamon zehn Monate im Kühlschrank. Während der Atlantik-Überquerung ist der köstliche Fleischkonsum also gesichert.
Ich sehe Schinken. Sooo gut!
Morgen geht es weiter in 50 Seemeilen nach Camariñas, entlang der Costa da Morte, der Todesküste. Wir wollen testen während der Nacht zu fahren, sodass die Kinder schon im neuen Ort aufwachen. So haben Kevin und ich genug Ruhe zum Segeln und die Jungs nicht das unangenehme Atlantik-Geschaukel. So der Plan. Wir werden berichten.
3 Gedanken zu „Galizien #1 – angekommen im Paradies – Cedeira und La Coruña“
Dass euch Spanien sooo gut gefällt, das freut uns, schließlich sind wir in früheren Jahren mindestens 2x im Jahr in diesem Land gewesen und Roland hat ein Jahr dort gearbeitet. ☺
Ward ihr auch an der galizischen Küste und habt Tipps für uns? ?
Wir waren in Vigo und sind dann nach Porto gefahren. Von Vigo aus kann man gut nach Santiago de Compostela gelangen. Die Küstenstrasse bis Lissabon war für uns sehr interessant. Porto ist ein Muss!!!