Endlich wieder segeln… und über nicht wählerische Delfine – Portugal #4

Langsam merkten wir, dass wir unsere Droge – oder besser gesagt: unser Lebenselixier – viel zu lange nicht hatten. Der sehnsüchtige Blick in die Ferne wurde intensiver. Die Wettervorhersagen haben wir wieder regelmäßig gecheckt. Auf potenzielle Reiseziele haben wir uns tiefer vorbereitet. Es kribbelte in den Fingern, in der Nase, im ganzen Körper. Wir mussten einfach weiter ziehen, segeln, den Wind im Gesicht spüren und neue Orte entdecken. Schließlich sind wir Langfahrten-Segler und nicht Lang-Aufenthalter. 😉 Wir sind also wieder unterwegs!

Brötchen-Service inklusive – die Douro-Marina

Uns haben liebe Freunde in Póvoa besucht, leider ist ein Teil des Besuches selbst im Hafen sehr seekrank, sodass ein langer gemeinsamer Schlag nicht möglich war. Dennoch “mussten” wir weiter. Wir konnten Póvoa nicht mehr sehen und wir wollten auch weiter Richtung Süden. Also entschieden wir uns, die Douro-Marina anzusteuern. Kevin wollte da sowieso unbedingt hin… Wie in der Vergangenheit oft, ließ uns die Wettervorhersage, übrigens auch von den Profis Wetterwelt, in Portugal im Stich. Ob es hier zu viele regionale Effekte gibt? Keine Ahnung. Statt Sonnenschein und angenehmen Wind gab es jedenfalls Nebel und gar keinen Wind. Da nur etwa 20 Seemeilen zu bewältigen waren, genoss der Großteil der Crew den interessanten Schlag mit keiner Sicht. Immerhin war der Atlantikschwell angenehmer als sonst.

Von der Douro-Marina war ich dann positiv überrascht. Sie liegt direkt bei einem malerischen Fischerdörfchen, ein Spielplatz ist in Laufnähe und dank unseres ARC-Rabattes war die Liegegebühr nicht sehr hoch. Morgens lagen dann auch noch wie von Zauberhand frische Brötchen im Cockpit. Die Kinder hatten sie zuerst entdeckt und waren ganz verwundert: “Da liegt eine Tüte! Wer hat die da hingelegt?!”. Hier hatten wir auch Eric von den Glüxpiraten endlich wieder getroffen (er kommt aus Groß-Gerau, einem Nachbarort unseres ehemaligen Heimatortes) und mit seiner Crew haben wir einen schönen Abend verbracht. Leider mussten sie am nächsten Tag weiter Richtung Norden. Irgendwann werden sich unsere Routen sicher wieder kreuzen.

Unser Besuch verließ uns nach einer schönen gemeinsamen Woche wieder und wir machten uns bereit zum ersten größeren Schlag seit Wochen. (Wer an dem Paradies Galizien einfach vorbei rast und es nicht ausgiebig erkundet, verpasst so einiges. 😉 )

Der Feigenbaum an der Mündung – schönes Figueira da Foz

Auf dem langen Schlag nach Figueira da Foz begleiteten uns dann endlich unsere ersten “portugiesischen” Delfine, juhu! Wir werden uns nie satt sehen können an diesen wunderschönen Tieren. Die Hälfte der Zeit konnten wir auch sehr schön segeln, die andere Hälfte war leider wieder Flaute angesagt. Menno… selbst die Portugiesen finden ihr Wetter im Moment seltsam. Im Gegensatz zu uns ist es den Delfinen übrigens egal, ob wir segeln oder motoren.

Figueira da Foz – deutsch: Feigenbaum an der Mündung, hach wie schön – hat uns jedenfalls gut gefallen. Die Stadt war einst der Ort in Portugal für den gediegenen Badeurlaub. Ein sehr breiter und vor allem tiefer Strand aus Puderzucker-Sand ist dafür der Grund. Um für die Gäste attraktiv zu bleiben und diese auch beherbergen zu können, wurden in den 60er-Jahren französisch angehauchte Herrenhäuser direkt an der Küste gebaut. Einige von ihnen zerfallen jetzt leider, wie viele andere Häuser in der Stadt. Zwei Tage haben uns gereicht, um die Stadt zu erkunden. Uns zog es weiter und zu mehr Welle…

Die größten Wellen der Welt – Nazaré

Liebe Wettervorhersage, im Moment sind wir wirklich keine Freunde. Statt bestem Parasailor-Wind (wir hatten uns sooo gefreut) hatten wir mal wieder gar keinen Wind. Auch Robin und Timo fragten traurig, warum wir nicht segeln würden. Immerhin kamen immer wieder Delfine vorbei, um uns zu trösten.

Als wir dann den größten Unterwasser-Canyon Europas mit unserer Serenity überqueren mussten, wurde uns schon irgendwie mulmig. Durch ihn entstehen in Nazaré nämlich die größten Wellen der Welt. Im Titelbild sieht man den Nordstrand, wo sie ankommen. Wahnsinn, dass das vor zehn Jahren international noch keiner wusste… ein ehemaliger Bürgermeister der Stadt erkannte das Potenzial “big wave” als Einnahmequelle und schickte Videos der Wellen weltweit an Surfer. Daraufhin wurde der Weltrekord der größten gesurften Welle 2011 in Nazaré aufgestellt. Und zack: Nazaré ist der Surfer-Spot schlechthin. Und liegt sogar vor Hawaii. Der Bürgermeister hatte also Erfolg. Wir wurden von den Wellen zum Glück verschont, im Moment ist auch nicht die “big wave”-Saison.

Nazaré selbst ist trotz seines Bade- und Spaß-Tourismus bezaubernd, ein Hauch Fischerdorf ist in den Hintergassen noch zu finden. Die Stadt ist zudem umgeben von Bergen und Wäldern. Präsent steht der Leuchtturm am Zipfel der Steilküste, optisch einfach schön.

Die Wettervorhersage darf ruhig mal richtiger sein…

Gerne würden wir noch ein wenig länger bleiben, aber die Wettervorhersage zwingt uns zum Weitersegeln. Ab Mittwoch soll Süd-Wind einsetzten und ab Freitag wird ein 3 Meter-Schwell erwartet. Wir starten also morgen Richtung Peniche, bleiben eine Nacht und ziehen dann Richtung Oeiras weiter. Wir sind gespannt, ob die Wettervorhersage diesmal (endlich) stimmt…

Nachtrag: Pläne sind da, um geändert zu werden. Heute früh am 6. August hat uns eine dicke Nebelschicht begrüßt… dafür kein Wind. Wir folgen unserem Gefühl und wettern hier im schönen Nazaré ab. Ein Segler mit Zeit hat immer guten Wind. 🙂 Hach, der liebe Wetterbericht…

Keine Sicht, kein Wind, kein Segeln.

2 Gedanken zu „Endlich wieder segeln… und über nicht wählerische Delfine – Portugal #4

  1. Liebes, ich liebe deinen Blog! Ich sehe mein Land mit ganz anderen Augen. Und freue mich. Ihr seid schon Richtung Lisboa unterwegs?! Wir brauchen noch 2,5 Wochen… ich freue mich, euch zu sehen ?

    1. Vielen Dank, liebe Rita! ? Wir bewegen uns langsam Richtung Lissabon, dort besuchen uns Kevins Eltern und Freunde… und wir sehen uns hoffentlich auch! ? Anfang September wollen wir bei einem guten Wetterfenster direkt nach Rabat…
      Dicker Kuss!
      Christina und ihre drei Männer

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.