Cagliari und die hundertjährigen Sarden

Wir müssen etwas gestehen… wir sind verliebt! Verliebt in Sardinien. 🙂 Und das, obwohl wir erst die Südküste erkundet haben. Der erste Eindruck täuscht ja selten. Sardinien ist echt, herzlich und wunderschön. Nach der Isola de San Pietro sind wir zügig mit Zwischenstopp bei Porto Pino (beeindruckende riesige Dünen, romantische Flussfahrt mit dem Dingi) an die Bucht von Poetto gesegelt. Denn hier kann man gut ankern und das Umland erkunden.

Poetto, der Hausstrand von Cagliari

Auf dem Weg nach Cagliari sieht man gut den Sella del Diavolo, den Sattel des Teufels. Gemeint ist die Felsformation am Berg, der zwischen Cagliari und Poetto liegt, dessen Silhouette an einen Pferdesattel erinnert. Angeblich soll hier der Teufel gegen eine Engelschar gekämpft haben. Poetto ist vom kilometerlangen feinsandigem Strand geprägt, an den die Einheimischen sonnenbaden und schwimmen.

Im Moment sind hier übrigens die italienischen Segelmeisterschaften. Alle Altersklassen sind vertreten und das Dingi-Dock ist bis zu vier Reihen voll von Begleitboten.

Cagliari – Historie und Moderne

Mit dem Bus kann man ganz entspannt in wenigen Minuten zur Hauptstadt Sardiniens fahren. In Cagliari leben etwa 154.000 Menschen. Die mittelalterliche Altstadt mit ihren engen Gassen liegt in der Obertstadt im Stadtteil Castello, das von einer großen Stadtmauer umgeben ist. Besonders schön fanden wir den Elefantenturm (Elefanten sind Robins Lieblingstiere) aus dem 14. Jahrhundert. Weswegen der Turm einen Elefanten ziert ist allerdings nicht bekannt. Auch die Bastione di Saint Remy ist sehr eindrucksvoll und verbindet die Unterstadt mit der Oberstadt. Generell ist es ein bisschen dreckig und verfallen, was den Charme der Stadt aber nicht mindert.

Mangare – Liebe geht durch den Magen

Kulinarisch können wir uns auf Sardinien austoben, das Essen und der Wein sind einfach fantastisch. Der Markt von San Benedetto liegt mitten in der Stadt und ist über zwei Stockwerke verteilt. Seit langem ist dies wieder ein richtiger Markt, in dem die Einheimischen einkaufen und sich mit Leckereien versorgen. Nur wenige Touristen verirren sich hierher.

Wir haben auch weitere sardische Leckereien probiert. Culurgiones sind eine Art hübsch gefaltete Maultasche, die mit Kartoffeln (und manchmal Minze) gefüllt sind und mit Tomatensoße gegessen werden (ich war spät dran beim Fotografieren… 🙂 ). Fregola heißt eine weitere typische Pasta, die quasi kleine Kügelchen sind. Wir hatten sie in einer Art Eintopf mit Muscheln gegessen und waren sehr positiv überrascht. Eine weitere typische Pastaform sind die leckeren Malloreddus, die uns gekocht allerdings optisch an Maden erinnern, uah. Wenn man allerdings Einheimische fernab der Küste fragt, gehören Fisch und Meeresfrüchte nicht zur typisch sardischen Küche.

Geschichten einer Mutter: Wir waren Mittagessen und da Robin die Culurgiones so liebt, wollte er diese wieder haben. Ich hatte sie aber mit den Malloreddus verwechselt (was sind das auch für komplizierte Namen) und als die “falsche” Pasta kam war die tränenreiche Enttäuschung groß. Robin ist meistens sehr entspannt, aber wenn er sich aufregt, dann richtig (Timo ist eher die kleine Atombombe wie ich…). Nach einem Tröstvideo (anderenfalls hätte er sich in seiner Wut noch mehr reingesteigert) und meinen zahlreichen Entschuldigungen (“Es war meine Schuld, verzeih mir, Mama kann noch nicht so gut italienisch…”), bekam er meine Calamari fritti und ich begnügte mich mit Salat und Pommes… (an den Malloreddus war leider Fleisch und ich esse keins… sonst hätte ich sie gegessen). Naja, hauptsache das Kind war wieder glücklich. Die verschmähte Pasta haben wir übrigens mitgenommen und am nächsten Tag wurde sie begeistert von den Kindern gegessen…

Die Hundertjährigen

Kommen wir zu den Hundertjährigen, beziehungsweise den deutlich über Hundertjährigen in Sardinien. Sardinien gehört zur blue zone, hier wohnen die Menschen am Längst und am Gesündesten. Aber warum ist das so? Es gibt Studien, die in Sardinien auf genetische Gründe hinweisen. Die Hundertjährigen Sarden sind alle (teilweise deutlich) unter 1,60 Meter groß und von schlanker Statur. Wenig Stress, viel Bewegung und gesunde gemäßigter Ernährung (aber nicht die typisch mediterrane, wie man meinen würde) scheinen zusätzlich die Gründe für die Langlebigkeit zu sein.

Und wir können bestätigen, dass auf Sardinien auffallend viele kleine Menschen leben. Die Seniorinnen und Senioren, denen wir begegnet sind, sind alle fit und lebensfroh. Verständlich, wenn man im schönen Sardinien aufgewachsen ist.

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